Interview-Reihe «Beruf, Bildung und Digitale Transformation»
Wir befragen Dozentinnen und Dozenten aus diversen Berufsfeldern der höheren Berufsbildung zum allgegenwärtigen Thema «Digitalisierung».
Heute im Interview
Alexandra Kaiser, Juristin, Dozentin und fachliche Mentorin in verschiedenen Rechtsgebieten bei eFachausweis.
Wo siehst du die grössten Veränderungen durch die Digitalisierung in deinem Berufsumfeld/Fachbereich?
Alexandra: Sehr viele rechtliche Informationen lassen sich bereits digital und kostenlos abrufen. Einfache Rechtsprobleme können somit auch juristische Laien alleine lösen. In meiner Arbeit ist dies bereits deutlich spürbar. Kund*innen wenden sich zunehmend erst mit komplexeren Themen an mich. Dies dürften aber noch die kleineren Veränderungen sein. Ich glaube, dass wir Jurist*innen – wie viele andere Berufsleute auch – gerade am Anfang einer viel grösseren Veränderung stehen. Dies gilt auch für die rechtliche Aus- und Weiterbildung. Wohin dies genau führen wird, können auch Experten noch nicht mit Sicherheit beantworten. Veränderungen können Ängste auslösen. Hier sehe ich gerade im Moment den grössten Wandel. Die bevorstehenden Veränderungen wurden zu konkret, um sich vor ihnen zu verschliessen. In meinem Umfeld führt das zu einer veränderten Haltung gegenüber der Digitalisierung. Ich erlebe mehr Offenheit dafür als noch vor Kurzem.
Glaubst du, dass die Digitalisierung deinen Beruf grundsätzlich verändern wird?
Alexandra: Ja. Ich bin überzeugt, dass sich die juristische Arbeit in der näheren Zukunft durch die Digitalisierung durchs Band tiefgreifend wandeln wird. Auch die Aus- und Weiterbildungen werden stark davon betroffen sein. Insbesondere in den letzten Monaten haben wir alle erfahren, wozu die künstliche Intelligenz bereits heute fähig ist. Und die KI lernt schnell. Immer mehr Rechtsfragen dürften bald korrekt von Chatbots beantwortet werden können und weniger komplexe Verträge lassen sich künftig durch KI erstellen. Wir Jurist*innen werden unsere Arbeit an diese Entwicklung anpassen müssen. Andere Berufsleute wie HR-Fachpersonen, die gelegentlich auf rechtliche Fragen stossen, werden künftig schneller und wohl auch günstiger an die benötigten Informationen gelangen. Trotzdem glaube ich daran, dass es auch in Zukunft menschliche Juristen braucht.
Wie gehst du persönlich mit diesem Megatrend um?
Alexandra: Ich schaue nach vorn und verfolge die Entwicklungen interessiert. Den Kopf in den Sand zu stecken bringt nichts. Es wäre aber gelogen zu sagen, dass ich gar keine Bedenken oder Sorgen diesbezüglich hätte. Doch auch das setzt Energie frei. Und diese nutze ich als Motivation, um am Ball zu bleiben und um mich selber auch auf diesem Gebiet stets weiterzuentwickeln. Daher überlege ich mir aktuell auch, den Lehrgang «Neue Technologien» von eFachausweis zu besuchen.
Was bedeutet die Digitale Transformation für dich als Dozentin bei eFachausweis?
Alexandra: Das Wort «Transformation» bedeutet für mich, dass es einen klaren Zielzustand gibt. Und damit auch, dass es – einmal am Ziel angelangt – bei diesem Zustand bleibt. Das greift für mich bei der Digitalisierung zu kurz. Ich glaube, dass aktuell nur die wenigsten Menschen wissen, wie der Zielzustand genau aussehen könnte. Selber gehöre ich nicht in diesen Kreis. Und zudem kann ich mir nicht vorstellen, dass die digitale Entwicklung irgendwann einfach abgeschlossen sein wird. Darum ist die Antwort auf die Ausgangsfrage für mich simpel: Ich bin überzeugt, dass eFachausweis auch künftig führend im Bereich der digitalisierten Bildung sein wird. Und ich freue mich darauf, als Dozentin diese Entwicklung mitzugestalten.